HTWK Studierende erstellen Online-Ausstellung für Kirche von Assisi
Leipzig. Sie ist eine der berühmtesten Kirchen der Welt. Die Basilika San Francesco (Basilika des Heiligen Franziskus), gelegen am westlichen Ende der Ortschaft Assisi. Beinahe wäre sie für immer zerstört gewesen. Ein Erdbeben ließ am 26. September 1997 in Assisi zahlreiche Häuser einstürzen. Auch große Teile der Basilika fielen in sich zusammen. Es wurden rund 200 Quadratmeter Fresken von unschätzbarem kunsthistorischem Wert zerstört.
Nur wenige Tage begannen bereits die Restaurationsarbeiten. Es wurden 1.276 Tonnen Schutt aus dem Gebäude geschafft und vorsichtig gesiebt. Dann begann die Puzzlearbeit. Insgesamt mussten ungefähr 300.000 Einzelteile wieder an ihre richtige Position gebracht werden – das gelang bei 120.000. Am 28. November 1999 konnte die Kirche wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Nun ist die Kirche auch virtuell neu erstanden. Die beiden angehenden Museologen Carolin Voigt und Oliver Rymek von der HTWK haben in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Institut in Florenz ein Konzept für eine Online-Ausstellung erarbeitet.
Bilder vom Beben sowie von den andauernden Restaurierungsarbeiten konnten direkt in Assisi aufgetrieben werden. Der Hilfe des Paters Gerhard Ruf haben die Ausstellungsmacher Farbfotografien aus dem umfänglichen digitalen Archiv von http://www.assisi.de zu verdanken. In Pater Ruf, seit fast einem halben Jahrhundert im Franziskanerkloster, fanden die Leipziger Studenten einen Zeitzeugen, der sowohl das Beben miterlebte als auch ein kompetenter Gesprächspartner für die Recherche war. Mit ihm gemeinsam gingen die beiden auf die Reise durch ein Stück Kunst- und Architekturgeschichte Italiens und zeichneten noch ein Video auf, was die Online-Ausstellung ergänzen und die begleitenden Texte mit O-Tönen aufwerten soll. Von einem einzigen zerstörten Gewölbefeld seien schon 40.000 bis 60.000 Fragmente entstanden, erzählt beispielsweise der aus Franken stammende Pater. Insgesamt hunderttausende kleine Puzzleteile gilt es seit dem Beben zusammenzusetzen. Deshalb gestalte sich die Restaurierung auch zehn Jahre nach dem Unglück noch schwierig.
Das Kunsthistorische Institut Florenz bereitet die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit momentan noch für den Webauftritt vor. In drei Sprachen wird die Ausstellung weltweit abrufbar sein - Italienisch, Englisch und Deutsch. "Es war ein tolles Miteinander. Wir konnten jederzeit frei entscheiden, hatten aber immer den wissenschaftlichen Hintergrund", sagt Carolin Voigt. Viel gelernt haben die beiden Studierenden auch in Sachen Ausdauer, Kontinuität und Teamarbeit über Grenzen hinweg. "Und", bemerkt Oliver Rymek, "wir haben gelernt, dass es gar nicht so schwer ist, ein Video zu drehen, aber eine Menge Aufwand in der Bearbeitung der Daten steckt."
Die Ausstellung soll ab dem 26. September 2007 im Internet zu sehen sein - dem Tag, an dem das umbrische Assisi vor zehn Jahren von einem schweren Erdbebeben erschüttert wurde.