Leipzig. Leipzigs Polizeipräsident Torsten Schultze hatte am 27. Dezember eine besonders angenehme Aufgabe. Im Namen der Polizei konnte er sich bei zwei jungen Leipzigern bedanken, die einen Monat zuvor durch ihr couragiertes Eingreifen die Begehung von Straftaten verhindern konnten.
Am 29. November 2019 begann in Schleußig die Odyssee eines Straftäters durch Leipzig. Der Mann war in die Wohnung einer Frau eingedrungen und hatte diese verwüstet. Noch vor dem Eintreffen der Polizei floh der Täter. Kurz darauf erhielt die Polizei den Notruf eines Mannes, der erklärte, ein Fremder habe ihn aus seinem VW gezerrt und sei mit dem Auto davon gefahren. Weitere Zeugen schilderten die Fahrtroute Richtung Jahnallee. Dort wurde das Fahrzeug gefunden, allerdings leer stehend. Ein weiterer Anruf über den Notruf ging ein, ein unbekannter Mann habe versucht, Fahrzeuge zu stehlen und befinde sich jetzt am Brühl vor einem Hotel. Wenige Minuten später rief eine Mitarbeiterin des Hotels an, dass ein Mann eine Mitarbeiterin des Hotels mit einem Messer bedrohte. Den Polizeibeamten gelang es dann, den Mann zum aufgeben zu bewegen. Der Täter, ein 33-jähriger Deutscher aus Ludwigsfelde, konnte dann ohne Gegenwehr festgenommen werden.
Polizeipräsident Schultze betonte, wie wichtig es sei, dass die im Einsatz befindlichen Beamten Informationen über den Standort eines möglichen Täters hätten. Am 29. November lieferten Nico Laduch und Julia Georgi diese wichtigen Informationen, die es der Polizei ermöglichten, dem Täter schnell zu folgen. Beide waren zufällig im Bereich des Brühl unterwegs, als ihnen ein Mann auffiel, der sich immer wieder Fahrzeugen in den Weg stellte, Türen aufriss und die Insassen aufforderte, ihm das Auto zu überlassen. Als der Fremde versuchte, einer Frau, die ihr Kind im Wagen dabei hatte, das Fahrzeug zu rauben, rannte der 20-jährige Laduch auf ihn zu und sprach ihn lautstark an. Der Fremde floh, versuchte aber weiter, ein Auto in seine Gewalt zu bringen. Der 20-Jährige folgte dem Täter weiter, während seine Freundin die Polizei über den Standort informierte. Als der 20-Jährige am Hotel ankam, hatte der Täter bereits die Geisel genommen. Daraufhin hielt das Paar Passanten und Gäste davon ab, das Hotel zu betreten und sich so einer weiteren Gefahr auszusetzen.
“Was wir getan haben, war für uns selbstverständlich“, äußerte sich Frau Georgi, sie verstehe nicht, dass sonst niemand reagiert habe. Polizeipräsident Schultze lobte das energische und zugleich vorsichtige Vorgehen der beiden. “Was passiert, wenn sich Menschen nicht einmischen?“, so Schultze, der aber auch darauf hinwies, dass in vielen nicht so herausragenden Situationen “die Courage viel häufiger ist, als wir Blumen vergeben.“
(ine)